"Count-Down am Xingu III"
DKP-Stadtrat Reinhard Püschel schreibt
an Voith-Geschäftsleitung

Reinhard Püschel
DKP-Stadtrat

Friedenstr. 8
89522 Heidenheim

Heidenheim, den 18. Juni 2013

VOITH Unternehmensgruppe
Herrn Dr. Hubert Lienhard
St.-Pöltener-Str. 43
89522 Heidenheim

Sehr geehrter Herr Dr. Lienhard,

am 14. Juni 2013 konnten wir im 3Sat-Fernsehen in der Sendung "Kulturzeit" den Dokumentarfilm "Count-Down am Xingu III" sehen. Dabei ging es mit Belo Monte um das drittgrößte Staudammprojekt der Erde.

Neben anderen europäischen Unternehmen wird auch die Firma Voith Hydro von den dort lebenden Indios und Umweltschutzorganisationen angeklagt, ihre Lebensgrundlage im brasilianischen Amazonasbecken zerstören zu wollen. Für den Staudamm soll eine Fläche von über 600 Quadratkilometer geflutet werden, also größer als der Bodensee. Über 20 000 Menschen sollen daher für das Projekt umgesiedelt werden und der Lebensraum der dort wild lebenden Tiere würde zerstört.

Wie Sie bestimmt auch wissen, ist der Belo Monte Staudamm kein Einzellfall, sondern steht für die weitere Erschließung des Amazonasgebiets. So sind in Brasilien über 70 Staudämme in Planung, viele davon in Amazonien. Das Amazonasgebiet ist eine der ökologisch bedeutsamsten und artenreichsten Regionen der Welt. Durch die Abholzung und Überflutung von einzigartigem Regenwald trägt das Belo-Monte-Projekt zum Klimawandel bei und hat gravierende Auswirkungen auf die lokale und globale Umwelt.

Das Projekt wird seit den 1980er Jahren von massiven Protesten begleitet, die Ende der 80er Jahre internationale Geldgeber wie die Weltbank zum Ausstieg brachten und das Projekt vorübergehend stoppten.

Im Januar 2011 wurde eine Teillizenz für die Baustellenerrichtung erteilt, obwohl 40 zuvor gestellte Bedingungen nicht erfüllt waren. Obwohl immer noch Gerichtsverfahren anhängig sind und im Sommer 2012 vorübergehend ein Baustopp verhängt wurde, wird weiter gebaut. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) stellte fest, dass die brasilianische Regierung bei dem Projekt die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung verletzt.

Wasserkraft wird in der Debatte als eine saubere, klimafreundliche und kostengünstige Technologie bezeichnet. Mit tausenden, weltweit geplanten Dämmen erlebt Wasserkraft derzeit einen neuen Boom. Tatsächlich aber setzen Stauseen gerade in den Tropen klimaschädliche Treibhausgase in großem Maße frei. Auch ist Wasserkraft nicht unbedingt günstig, denn die Kosten der sozialen und ökologischen Folgen sind nicht eingerechnet und müssen von der Bevölkerung getragen werden.

Sehr geehrter Herr Dr. Lienhard,

laut Aussagen der Umweltschutzorganisationen verstoßen die Unternehmen wie Voith Hydro, Daimler oder Allianz und Münchner Rück, aber auch andere europäische Unternehmen, gegen ihre menschenrechtliche Verantwortung wie sie z.B. in den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festgehalten ist. So wurde die Münchner Rück aufgrund ihrer Beteiligung an Belo Monte aus dem Nachhaltigkeitsindex (GCX) ausgeschlossen.

Ich wünsche mir, Herr Dr. Lienhard, dass Sie sich dafür einsetzen, dass sich die Firma Voith aus dem Belo-Monte Staudammprojekt zurückzieht: Im Interesse der Menschenrechte und der Umwelt.

Mit freundlichem Gruß
Reinhard Püschel

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