Gedenkstunde zum 67. Jahrestag der
Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus
Sonntag, den 06. Mai 2012 um 10:30 Uhr am
Gedenkstein vor dem Rathaus in Heidenheim

Eröffnung und Begrüßung

Sehr verehrte Anwesende, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Kameradinnen und Kameraden der VVN-BdA,
Genossinnen und Genossen,

Sie alle möchte ich recht herzlich begrüßen. Anlass zu dieser Gedenkstunde ist der 67. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus.

Begrüßen möchte ich unseren Referenten Jochen Dürr - er ist Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Baden-Württemberg.

Begrüßen möchte ich Dieter Kässmeyer und Dieter Köhler - bekannt als die Heidenheimer Liedermacher Dieter und Dieter - die unsere Zusammenkunft kulturell begleiten.

Unter uns begrüße ich Philipp Jacks DGB Regionalsekretär der Region Nordwürttemberg sowie weitere Persönlichkeiten.

Verehrte Anwesende, neben den Gräbern von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, den Gräbern von Kindern die in den Arbeitslagern um Heidenheim herum geboren und verstorben sind und auf dem Totenberg-Friedhof ihre Grabstätten haben, neben dem Gedenkstein hinter dem ehemaligen Altenheim in der Voithsiedlung, der an zwei flüchtige Zwangsarbeiter erinnert, die noch kurz vor der Befreiung der Stadt, von Heidenheimer Nazis erschossen wurden, gedenken und erinnern wir heute an die auf diesem Stein erwähnten Heidenheimer Bürgerinnen und Bürger die durch die Nazigewalt ihr Leben lassen mussten.

Ermordet, weil sie sich gegen die faschistische Diktatur und ihren Machenschaften zur Wehr setzten und ihre eigene Meinung sagten.

Ermordet, weil sie eine andere Weltanschauung eine andere Religion hatten.

Ermordet, im KZ Dachau, ein Johann Georg Elser, der im November 1939 in München mit seiner mutigen Tat gegen Hitler, auf die höchste faschistische Führung ein weiteres Blutvergießen, einen Krieg verhindern wollte.

Ermordet, im KZ Dachau, der Sozialdemokrat und Gewerkschaftssekretär Heinrich Talmon Gros wegen "politischer Verleumdung"

Ermordet, im KZ Buchenwald, der Kommunist Ludwig Kentner, er war bereits 1920 der erste Vorsitzende der Ortsgruppe der KPD in Heidenheim und maßgeblich an den Protesten gegen die Lebensmittelverteuerung beteiligt, er war 1920 Mitorganisator des Heidenheimer Kirschenkrieges.

Ermordet, im KZ Flossenbürg, Ernst Maier, wegen Äußerungen gegen den Krieg.

Ermordet, im KZ Buchenwald, Heinrich Weiss, der Vereinsvorsitzende des damaligen Luftbadevereins, weil er sich dem Rücktritt und damit der faschistischen Gleichschaltung des Vereins, widersetzte.

Wir finden auf diesem Gedenkstein auch weitere Namen. Namen ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Adolf Chan, ermordet im KZ Mauthausen, Familie Jontofsohn, Familie Arthur und Jenny Metzger, Hermann Weil, Sophie Klau. Verschleppt und ermordet in verschiedenen Konzentrationslagern in Europa.

Aus den faschistischen Konzentrationslagern heraus, nach den Millionen von Kriegstoten, den zerbombten Städten, dem sozialen und moralischen Niedergang, ist uns den Nachgeborenen mit der Befreiung Deutschlands vom Faschismus eine besondere historische Verantwortung übertragen worden.

Verehrte Anwesende, das Erinnern an historische Zusammenhänge und das Gedenken an Personen und an die Vergangenheit, hat nichts mit Nostalgie zu tun.

In der sog. Harzburger Front verbrüderten sich bereits 1931 das deutsche Finanz- und Industriekapital mit dem deutschen Faschismus gegen die Arbeiterklasse gegen ihre Gewerkschaften und gegen demokratische und soziale Rechte.

Mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 als die Faschisten mit gewaltiger Propaganda Bücher und Schriften großer deutscher Schriftsteller und Philosophen verbrannten und den deutschen Humanismus ins Exil trieben, war der gesellschaftliche, der deutsche Kurs ins Verderben sichtbar.

Das deutsche Finanz- und Industriekapital, - und der deutsche Faschismus mit Hitler, war das politische und gesellschaftliche Bündnis von 1933 bis zur Befreiung 1945. Dieses Bündnis war kein Betriebsunfall der deutschen Geschichte.

Nicht nur Johann Georg Elser wollte einen Krieg verhindern. Ja - einen Krieg, und den Faschismus verhindern wollten Tausende ob einzeln oder organisiert, - Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten im Widerstand gegen den deutschen Faschismus in ganz Europa.

Bei der heutigen Zusammenkunft in aller Öffentlichkeit, soll auch bewusst werden, dass Deutschland von Hitlerfaschismus von den damaligen Westmächten und der Roten Armee befreit wurde.

Der Faschismus an der Macht, verehrte Anwesende, ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.

So formulierte Georgi Dimitroff auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale am 2. August 1935 in seiner Analyse den deutschen Faschismus. Was danach kam rechtfertigte diese Analyse.

Verehrte Anwesende, der deutsche Faschismus hat sich in seinem Wesen nicht verändert. Er ist und bleibt terroristisch so wie ihn Dimitroff 1935 charakterisiert hat. Der Faschismus heute hat nur seine Erscheinung verändert. Die Nazizelle von Zwickau, ihre Aufmärsche in unseren Städten wie z.B. jetzt am 1. Mai in Mannheim oder anderswo erscheinen anders als 1933. Ihr Wesen, ihr Charakter und ihre Ziele sind die Selben. Abbau demokratischer und sozialer Rechte, Fremdenfeindlichkeit, Volkstumsideologien und Nationalismus.

Deshalb verehrte Anwesende, darf an einem Verbot der NPD und aller anderen faschistischen Gruppierungen nicht gezweifelt werden.

In Heidenheim ist Jedem in Erinnerung, dass vor der Kulturbühne K2 im Dezember 2003 von einem Neonazi drei Heidenheimer Jugendliche erstochen wurden.

In Heidenheim ist Jedem bewusst, dass es im August 2005 einen Naziaufmarsch der "Nationalen Sozialisten" gab, der nur mit einem großen Polizeiaufgebot durchgesetzt werden konnte.

Umso unverständlicher erscheint die Haltung des Heidenheimer Gemeinderats, sich dem Antrag der Fraktion Die Linke/DKP, einen NPD-Verbotsantrag zu unterstützen, anzuschließen. Mangelnder politischer Mut scheint insbesondere bei der CDU-Fraktion im Rat vorzuherrschen, sich konsequent den politischen Fakten zu stellen.

Beschämend, das ist meine Meinung, die Unkenntnis der Stadtverwaltung und OB Ilg, über den Beschluss des Präsidiums des Deutschen Städtetags vom Februar 2012 in dem sich das Präsidium der Forderung der Ministerpräsidentenkonferenz vom Dezember 2011 anschließt, ein Verbot der NPD sowie von Tarnorganisationen anzustreben. Die Städte und Gemeinden sind demnach sogar gefordert, selbst gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aktiv zu werden. Unser OB Ilg versuchte mit versteckter Juristerei sich dieser seiner kommunalen Verantwortung zu entziehen.

Wir klagen heute diese Verantwortung ein.

Wir fordern vom Gemeindrat ein offensives und zielgerichtetes Handeln

  • gegen Rechts,
  • gegen Neofaschismus
  • gegen die NPD und ihre Tarnorganisationen

und wir erwarten eine konsequente kommunale Entscheidung des Gemeinderats, einen Beschluss der sich gegen Rechts,

  • gegen ein NPD-Verbotsverfahren richtet.

Denn Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen.

HDH, 05.05.2012
UHU
(Es gilt das gesprochene Wort)

HNP, 07.05.2012

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